Dienstag, 13. September 2011

Juli 2011: Rundreise durch Galicien









GALICIEN

Wo das grüne Land zu Ende geht,

Wo das finstere Meer

Die steilen Felsen frisst

Dort liegt Galicien

Nach dem Regen letzte Nacht

Zersplittert das Morgenlicht

Leise klirrend

An den Glasveranden

In denen sich der heisere Schrei der Möwen spiegelt

Viele sind ertrunken

Unter dunklen Wolken

Noch mehr vom Generalissimo ermordet

Oder über den Atlantik hinüber

In öden , grenzenlosen Pampas

Verknoten sie ihr rotes Tuch

Um den heiseren Hals und schlürfen

Den heißen Maté

Während zu Hause im verlorenen Galicien

Ihre verlassenen Weiber

Mit Ärschen wie Felsbrocken

Sich in Hexen verwandeln

Die versuchen einer verregneten Nebelwelt

Mit ein paar Zaubersprüchen und Giftkräutern

Ihre grausamen Geheimnisse zu entlocken

Aber wo der Ginster blüht und die Erika

Steigt doch noch von blauen Schieferdächern

Der Rauch auf und zieht über die

Horreos auf ihren Beinen aus Kastanienholz

Aber dahinter, die rauschenden Kiefernwälder

Sind längst vom schäbigen Eukalyptusgebüsch

Verdrängt, längst

Haben schrottreife Tankschiffe

Mit stinkendem Erdöl

Die indigofarbenen Felstürme versaut

In den tiefen Buchten der Rias

Unter alten Keltendörfern

Atmet keuchend das verdreckte Meer

In Ebbe und Flut

Lässt die weiten Sandbänke trocken fallen

Um sie nach ein paar Stunden

Wieder mit der schäumenden Flut zu überschwemmen

Eine riesige Wasserspülung

Göttlicher Klomuscheln

Göttlicher Entenmuscheln

Von den nassen Felsen gekratzt

Von den bemoosten Fassaden der Kathedralen und den

Verregneten Steinkreuzen gekratzt

Als Wegzehrung für frierende Pilger

Die dem geschmacklosen Ruf der Jakobslüge folgen

Mit Blasen an den wundgelaufenen

Schweißfüßen

Diese Stein gewordenen verschimmelten Lügen

Die uns glauben machen sollen

Die Lüge der Reconquista sei besser

Als die Lüge der Muselmannen

Die nur mehr als Gespenster bei Halbmond

Durch stürmische Nächte geistern

Durch Nächte in denen sogar die Gallegos sich

Hinter ihren Glasveranden verkriechen

In dieser düsteren Ecke Iberiens

Im verzauberten Reich Galicien

Zwischen bitterer Wirklichkeit

Und fantastischen Nebelträumen.




Die verlorene Kamera


Wir haben auf dem Rückflug von Galicien die Fotokamera mitsamt der reichen Beute vieler Bilder verloren. Nun versuche ich die Enttäuschung darüber durch eine Polemik gegen den öden Spiegelzauber des Fotografierens zu bewältigen.

Wie doch die Meute der Bilderjäger, bewaffnet mit dem fressenden Auge des Objektivs rastlos hinter den Urszenen nachhetzt !! Sonnenuntergänge, Kriegsgreuel, Pornografie, alles verleiben sie sich unersättlich ein.

Man muss nur beobachten, wie sich ihr Blick nach dem Drücken des Auslösers schlagartig vom Motiv abwendet, als hätten sie es vernichtet.

Die optischen Gedächtnisprothesen der Speicherkarten geben uns die trügerische Illusion einer authentischen Verbindung mit den Bildern, die von den realen Dingen gelöst wurden. In Wirklichkeit trennen sie uns jedoch von der lebendigen Erinnerung. Auf den Bilderfriedhöfen der verstaubten Fotoalben, Festplatten oder Filme verrotten die einbalsamierten Augenblicke. Sie verdecken mit ihren toten Abbildern die Lebewesen der Gegenwart.

Also verkriecht euch nur hinter euren Objektiven ihr schamlosen Fotografen. Mit tausend und abertausend Schnappschüssen werdet ihr die Rätsel aus den mondbeschienen Träumen eurer Kindheit doch nicht lösen !

Wenn euch schon längst die Würmer fressen, werden eure vergilbten Fotos auf irgendwelchen Speichern vergeblich nach Unsterblichkeit lechzen.

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