Aus dem Chaos von Licht und Dunkel, Geräuschen, Hunger und Sättigung, aus dieser lauwarmen Ursuppe in der die kleine Lena schwimmt, tauchen nach und nach Gestalten auf. Wie Inseln aus dem Ozean. Lachende oder feixende Gesichter, Junkos Stimme die Dir auf japanisch oder deutsch Wiegenlieder vorsingt, Lenas eigene kleine Händchen, seit wenigen Wochen auch die Füßchen die sie in den Mund steckt. Ob es in diesem Lebensabschnitt schon ein einigermaßen abgegrenztes Ich und demnach die Möglichkeit zur Spaltung und zur Projektion von Innen nach Außen gibt, wie etwa Melanie Klein meint, sei dahingestellt.
Jedenfalls lächelt unser entzückender kleiner Käfer seinen frühen Teilobjekten, Stimme, Brust oder Blick strahlend entgegen, mitunter richtig verschmitzt, wie ein kleiner Kasperl.
Natürlich öffnet dieses fröhliche, gewinnende Wesen wie ein Zauberschlüssel alle Herzen, fast ist es mir manchmal unheimlich wenn alle, Verwandte, Freunde, Nachbarn, griechische Bauersfrauen, Kellner oder argentinische Tangomeister sie unbedingt halten und ans Herz drücken wollen.
Wenn ich spüre, wie sie ihre Wünsche nach Spiel und Kontakt, Milch, Zärtlichkeit oder Bewegung immer klarer artikuliert, wie die Bilder der Umgebung immer deutlicher für sie werden und sie mit ihren winzigen Porzellanfüßchen zappelnde kleine Schritte in unsere gemeinsame Welt, die auch eine Welt der Tauschungen und Enttäuschungen ist, macht, spüre ich manchmal ein wenig Wehmut.
Wehmut darüber dass jeder dieser kleinen Schritte sie aus der ursprünglichen, grenzenlosen Reinheit herausführt. Auf den weiten Wanderungen auf denen ich sie jetzt gerade durch die Ölgärten Korfus getragen habe, war mir manchmal zumute, als wäre aus den vorbeifliegenden Wolken ein kleines Tier, ein kleiner Engel in meine Arme heruntergefallen.