Mittwoch, 23. Dezember 2009

Veränderungen

In rasendem Stillstand wirbeln meine Tage davon. Längst ist die Freud-Klinik am Horizont versunken, auch Graz rückt ferner und ich sitze in der Wasagasse und schaue aus dem Fenster durch die entlaubten Baumkronen hinüber aus Josefinum und aufs Clam-Gallas. Leider sitzen heuer die Turmfalken nicht mehr auf dem morschen Baum gegenüber und Max, mein treuer Hund lebt auch nicht mehr. Was würde ich ihn wohl fragen, wenn ich noch einen Satz mit ihm sprechen könnte? Ob ihm das Futter geschmeckt hat?

Ein paar Monate im letzten Jahr habe ich am Meer verbracht, mit Lena und Junko auf Corfu und Giuppana, mit den Buben auf dem Segelboot zwischen Brac, Hvar, Peljesac, Lastovo und Lissa. Die altvertrauten Felsküsten mit den Pinien an deren Ästen die bunten Fetzen meiner Erinnerungen hängen. Bei frischem Mestrale und raumem Wind kurz die ganzen Scherereien vergessen, die zwangsläufig mit dem Segeln verbunden sind, einen Branzin und einen Dingac wenn die Milonga am Anker schwojt und wir bei Meeresleuchten beschwipst im Beiboot zu ihr zurückrudern.

Ich versuche Es halt irgendwie, eigentlich versucht ja Es mich. Zu wenig habe ich begriffen, aber dieses Wenige nutze ich bedenkenlos zur Unvernunft und werfe es vergnügt ins nächtliche Meer.

Wasseroberflächen











Flüchtig spiegeln sich die vorbeiziehenden Wolken in den Wellen. Wie ähnlich sind diese rasch wechselnden Strukturen doch meinen Gefühlen, die auch kaum fassbar über die Oberfläche des Daseins gleiten. Auf altmodische Art, mit dem geschmeidigen Pinsel auf der federnden Leinwand, versuche ich diese seltsame Erregung zu erfassen.

Lena 1 Jahr


Schon ist Lenas erstes Jahr vorbeigeflogen! Schon versucht sie die ersten, wackeligen Schritte, die ersten Zähne glitzern weiß aus dem lachenden Mund und einmal wurden sogar schon die dichten Haare gekürzt, weil sie so weit über die Augen hingen. Sie ist zwar nicht so ein Fettlachs wie viele andere Babies, aber immerhin sind es inzwischen acht Kilo und 75cm.

Die Bilder der Gegenstände, auf die sie schon mit dem Zeigefinger deutet und deren Namen lösen sich mehr und mir vom unmittelbaren Sinneseindruck. In demselben Ausmaß in dem diese Mentalisierung, dieser innere Aufbau einer imaginären und symbolischen Ordnung, diese Entstehung von Objektrepräsentanzen fortschreitet, grenzt sich auch Lenas Ich schärfer von der Umgebung ab. In demselben Ausmaß löst sich auch schrittweise die ganz ursprüngliche, tiefe Verbindung mit dem Zauberreich der Natur.