Dienstag, 6. Januar 2009

Lena Maliko ist angekommen





Nach neun Monaten Reise unter Wasser ist Lena Maliko, unsere Tochter, aus Junkos Bauch aufgetaucht. Wenn sie im Schlaf lächelt, rätseln die dummen, gutmütigen Elterntiere ob dies nur ein zufälliger Spasmus der unreifen mimischen Muskulatur sei, oder Träume von den glücklichen Zeiten im Mutterbauch.
Entwicklungspsychologie spielt sich eben nicht nur isoliert im Säugling, sondern auch in den Fantasien seiner Pflegepersonen ab.
Die meiste Zeit schläft Lena, oder sie spielt mit dem goldenen Apfel der Mutterbrust, deren Glanz ihr die ganze Welt und ihr eigenes Lachen und Weinen wiederspiegelt.

Mit der süssen Milch, die sie saugt, trinkt sie Leben und leider auch den letzlich damit verknüpften Tod, woran zu denken aber jetzt unpassend scheint.

Hauptsächlich ist die kleine Lena, wie alle Neugeborenen, ein kleiner Schlauch, eingewickelt in Pampers und Strampelanzug. Vorne die Saugöffnung , die auch zu Schreien genutzt wird, hinten die Öffnungen für Stuhl und Harn.
Ihr Schreien ruft die Brust herbei, ihr Saugen stimuliert die Milchproduktion, sowie umgekehrt die Brust ihren Hunger induziert. Zwischen Junkos Stilltrieb, einem echten Trieb, wie bei allen Säugetiermüttern und Lenas Hunger, entsteht ein subtiler Austausch von Füttterung, Pausen,
Heftigkeit und Zärtlichkeit, eine wahre Fütterungssymphonie.
Wie bei allen Liebespaaren ist dieser Austausch ein komplexer Vorgang der Synchronisation, bei dem die Partnermit mit mehr oder weniger Erfolg versuchen, sich gegenseitig ihre Wünsche zu erfüllen, ihr Begehren zu stillen.
Lenas elementares, noch irgendwie diffuses Temperament klingt dabei mit Junkos Temperament meist harmonisch, gelegentlich auch dissonant zusammen. Eine Fütterungssymphonie eben, in deren Klänge von Saugen, Rülpsen, Weinen, Gähnen und Strampeln ich als Vater nach Kräften und Fähigkeiten mit einstimme.