Montag, 20. Oktober 2008

Tango



Wo sonst wären diese Musik, dieser Tanz und diese Lyrik entstanden als am Ufer der braunen Brühe des Rio de la Plata. In einer Stadt die ein ungeheures Schlachthaus des Lügens und Verdrängens ist.

Mitten im einsamen Gedränge einer Milonga lernt das Herz in der Sprache der Musik zu reden. Für ein paar Takte, für die Dauer einer Tanda vielleicht, vermitteln sich mit ihren Bewegungen eine Frau und ein Mann die Illusion sich zutiefst verstehen und ihre Isolierung überwinden zu können. Die Illusion ist kurz. Es un sopla la vida.

In einer orquesta tipica spielt meist auch unsichtbar der Tod mit seinem Bandoneon mit. Er spielt mit und er tanzt mit, wie überall, wo die Leidenschaft ihre Schatten wirft.

Malena canta el tango con voz de sombra.

Sonntag, 19. Oktober 2008

In fremdem Ländern










In fremden Ländern suche ich, vielleicht auf der Flucht vor mir selbst, nach den Splittern meines zerbrochenen Spiegelbildes. Weit im Gelände verstreut, wie Gedächtnislücken, finde ich da und dort einzelne Scherben wieder. Kleine, glänzende Teiche auf der Wanderung durch die Herbstlandschaft in meinem Kopf.

Durstig von der Lebensreise trinke ich aus diesen Teichen, bevor ich weiterziehe auf meinem Weg vom gebrannten Kind zur geselchten Sau und schließlich unweigerlich zur Endstation bei den Würmern.